Die 4-Tage-Woche im Test – Wie sinnvoll ist das Ganze für das Handwerk wirklich?

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Wangen an der Aare (ots) –

Die Einführung einer 4-Tage-Woche wurde inzwischen von vielen Handwerksbetrieben auf die Probe gestellt. Trotz des anfänglichen Enthusiasmus über die Aussicht auf eine verbesserte Work-Life-Balance und gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit, stehen Betriebe vor der Herausforderung, die praktische Umsetzbarkeit dieses Modells in einem traditionell von straffen Zeitplänen und physischer Anwesenheit geprägten Umfeld zu evaluieren.

Einige mutige Betriebe haben die 4-Tage-Woche bereits getestet und unterschiedliche Ergebnisse erhalten. Positiv war die Verbesserung in der Arbeitsatmosphäre, motiviertere und gesündere Mitarbeiter und mehr Freude an der Arbeit. Allerdings kann das Ganze auch nach hinten losgehen. Was hinter der 4-Tage-Woche steckt, wie sinnvoll sie ist und welche Alternativen es für Betriebe im Handwerk gibt, erfahren Sie hier.

Vor diesen Herausforderungen steht das Handwerk

Das Handwerk steht gegenwärtig zahlreichen Herausforderungen gegenüber, die sowohl die Wirtschaftlichkeit als auch die Nachhaltigkeit der Betriebe beeinträchtigen. Zum einen wird die Branche von einem starken Preis- und Zeitdruck bei Projekten dominiert. Das zwingt Handwerksbetriebe oft dazu, Aufträge zu Bedingungen anzunehmen, die kaum profitabel sind. Trotz teils sehr hohem Auftragsvolumen werden Aufträge zu nicht wettbewerbsfähigen Preisen vergeben. Und selbst wenn ein rentabler Vergabepreis erzielt wurde, sorgen andere Faktoren für eine geminderte Rentabilität. Zu den Faktoren zählen unter anderem ineffiziente Projekte, schlecht ausgebildete oder fehlende Arbeitskräfte sowie eine zu hohe Regulationsdichte.

Zudem ist in der Handwerksbranche häufig ein Mangeldenken vorherrschend, das von der Befürchtung geprägt ist, es gäbe zu wenige Aufträge, um nachhaltig wirtschaften zu können. Diese Einstellung führt dazu, dass zahlreiche Betriebe Aufträge unter Wert annehmen. Eng verbunden mit diesem Problem ist das ausgeprägte Helfersyndrom in der Handwerksbranche. Denn kaum ein Betrieb kann Nein sagen. So kommt es aus Pflichtbewusstsein immer wieder zu unprofitablen Projekten.

Warum das Problem nicht mit einer 4-Tage-Woche gelöst wird

Als Lösung für die Problematik sehen immer mehr Betriebe die 4-Tage-Woche. Während dieses Modell in einigen Branchen zu einer gesteigerten Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität führen kann, wirft es im Handwerk besondere Fragen auf. Eine Reduktion der Arbeitsstunden schafft die Probleme dabei nicht aus der Welt, sondern verschlimmert sie sogar zunehmend. Denn durch die 4-Tage-Woche steht den Betrieben noch weniger Arbeitskraft zur Verfügung.

Der Handwerkssektor ist bereits jetzt von einem erheblichen Preisdruck geprägt. Eine 4-Tage-Woche würde die Lohnkosten pro geleisteter Arbeitsstunde erhöhen, ohne dass dies zwangsläufig zu einer Verringerung des Gehalts der Beschäftigten führt. Die Frage, wer für die entstehenden Mehrkosten aufkommt, ist daher zentral. Die Bereitschaft der Kunden, für die gleiche Dienstleistung einen um 20 Prozent höheren Preis zu bezahlen, ist ungewiss. Ebenso fraglich ist, ob Fachkräfte bereit wären, eine entsprechende Reduktion ihres Gehalts hinzunehmen. Für Unternehmer stellt sich die Frage, ob sie es sich leisten können oder gewillt sind, auf 20 Prozent der Arbeitsleistung ihrer Mitarbeiter zu verzichten.

Alternative Lösungen zur 4-Tage-Woche

Die Lösung schlechthin ist die 4-Tage-Woche demnach nicht und es bedarf dringend alternativer Wege, um den Herausforderungen entgegenzuwirken. Dazu zählen die Einführung flexibler Arbeitszeiten und Gehaltsmodelle, Anpassungen in der Struktur und Organisation sowie eine effiziente Gestaltung der Prozesse.

Die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle, wie etwa die Jahresarbeitszeit, ermöglicht es, Arbeitsspitzen und -flauten besser auszugleichen. Mitarbeiter können in beschäftigungsintensiven Phasen mehr arbeiten und in ruhigeren Zeiten weniger, ohne dass sich dies negativ auf ihr Gehalt auswirkt. Auch flexible Gehaltsmodelle, die beispielsweise die Option bieten, auf einen Teil des Gehalts zugunsten von zusätzlichen Urlaubstagen zu verzichten oder für eine höhere Wochenarbeitszeit ein entsprechend höheres Gehalt zu erhalten, können die Mitarbeiterzufriedenheit steigern.

Strukturelle Anpassungen und Offenheit gegenüber digitalen Wegen

Zufriedene Mitarbeiter findet man außerdem in den Betrieben, die mit der Zeit gehen und für digitale Wege offen sind. Das beginnt bereits bei einem attraktiven Außenauftritt und dem gesamten Marketing. Menschen wollen bei bekannten und aktiven Unternehmen arbeiten. Dazu ist es unerlässlich, sich online eine Präsenz aufzubauen und die Vorzüge nach außen zu kommunizieren. Sie möchten außerdem in Unternehmen tätig sein, die auf Effizienz in ihren Prozessen setzen. Investitionen in die Digitalisierung der Geschäftsprozesse, von der Kundenakquise über die Auftragsabwicklung bis hin zum Marketing, können dabei die Effizienz unter den Mitarbeitern steigern und dazu beitragen, bessere Kundenbeziehungen aufzubauen.

Kurz gesagt: Ein modernes, digital aufgestelltes Unternehmen, das investiert und sich um seine Mitarbeiter sowie Kunden kümmert, zieht Aufmerksamkeit auf sich. Am Ende ist es die Kombination aus flexiblen Arbeits- und Gehaltsmodellen, strukturellen Anpassungen, Modernisierung und der Fokussierung auf Mitarbeiter- sowie Kundenbeziehungen, die wichtiger ist als die reine Umstellung auf die 4-Tage-Woche. Auf diesem Weg können Betriebe sowohl ihre Wirtschaftlichkeit als auch Mitarbeiterzufriedenheit nachhaltig steigern.

Über Adrian und Oliver Bauer:

Adrian und Oliver Bauer sind die Geschäftsführer der ProjektBauer GmbH. Sie sind selbst ausgebildete Handwerker mit jahrelanger Erfahrung und kennen die Herausforderungen der Branche genau. Gemeinsam mit ihrem Team unterstützen sie die Betriebe rund um Themen wie Marktpositionierung, externe Kommunikation, Webseitengestaltung, Prozessoptimierung, Verkaufsgespräche und Akquise-Maßnahmen. Mehr Informationen unter: https://www.projektbauer.ch/

Pressekontakt:
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Vertreten durch: Adrian und Oliver Bauer
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