Internationaler Frauentag: Gelebte Gleichstellung braucht Equal Care! / Gesellschaftliche Transformationen erfordern einen neuen Blick auf Sorgearbeit

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Berlin (ots) –

Spülmaschine ein- und ausräumen, Kinder für die Schule fertig machen, für die pflegebedürftigen Eltern einkaufen und kochen – in Deutschland wenden Menschen mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als noch vor zehn Jahren, das zeigen aktuelle Zahlen der Zeitverwendungserhebung (ZVE) des Statistischen Bundesamtes. Dabei haben sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede leicht verbessert, sie sind aber weiterhin gravierend: Frauen leisten im Durchschnitt knapp 30 Stunden unbezahlte Arbeit pro Woche, Männer knapp 21 Stunden. Ob Haushaltsführung, Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen – nicht umsonst werden diese Tätigkeiten auch als „unsichtbare“ Arbeit bezeichnet, die vor allem im Privaten stattfindet.

Als Konsequenz reduzieren viele Frauen ihre Arbeitszeit oder bleiben dem Erwerbsleben gänzlich fern. Zugleich fehlen der deutschen Wirtschaft dringend benötigte Fachkräfte und die Tendenz einer zunehmenden Privatisierung von Sorgearbeit setzt sich fort. Angesichts vieler anstehender Transformationsprozesse müsste die Sorgearbeit – im Sinne der Zukunftsfähigkeit – in die Mitte von Gesellschaft und Wirtschaft rücken. Der Internationale Frauentag hat seinen Ursprung in der Arbeiterinnenbewegung des 19. Jahrhunderts und steht für Emanzipation und gleiche Rechte. Er erinnert damit auch daran, dass Gleichstellung nur erreicht werden kann, wenn Erwerbsarbeit und Sorgearbeit miteinander vereinbar sind.

Lisi Maier, Direktorin der Bundesstiftung Gleichstellung: „In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist der Internationale Frauentag am 8. März bereits ein Feiertag – doch ein wirklich freier Tag ist er nicht. Zumindest nicht für diejenigen, die bezahlte oder unbezahlte Sorgearbeit leisten. Die kürzlich erschienene Zeitverwendungserhebung zeigt deutlich: Frauen leisten 43,8 % mehr unbezahlte Arbeit als Männer – mit negativen Folgen für die eigene Existenzsicherung, das persönliche Wohlergehen und die Absicherung im Alter. Vereinbarkeit verbessern, professionelle Sorgearbeit aufwerten und besser entlohnen, unbezahlte Sorgearbeit gerecht verteilen – das sind keine privaten Aufgaben, sondern hier geht es um Strukturen, die verändert werden müssen. Nicht nur am Internationalen Frauentag, sondern an jedem Tag des Jahres!“

Dr. Arn Sauer, Direktor der Bundesstiftung Gleichstellung: „Sorgearbeit – bezahlte und unbezahlte – muss endlich die Anerkennung erfahren, die sie verdient. Denn Care ist keine Privatangelegenheit: Sorgearbeit spielt eine zentrale Rolle in aktuellen gesellschaftlichen Transformationen, z. B. in Gesundheits-, Erziehungs- und Pflegeberufen, die akut von den Auswirkungen des Fachkräftemangels und des demographischen Wandels betroffen sind. Generell erfordert Equal Care Veränderungen in unserer Wirtschaft: Deshalb widmen wir uns u. a. in unseren Optionszeitlaboren neuen Arbeitszeitmodellen und dem Thema der ‚atmenden Lebensläufe‘, die Sorgearbeit als Teil des Erwerbslebens über den Lebensverlauf hinweg absichern wollen. Für andere Sorge zu tragen, das ist eine Aufgabe, die geschlechtergerecht und auf gesamtgesellschaftliche Schultern verteilt werden muss.“

Über die Bundesstiftung Gleichstellung

Seit Mai 2021 gibt es die Bundesstiftung Gleichstellung als rechtsfähige bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts. Die Stiftung stärkt und fördert die Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland. Sie bündelt Kompetenzen in der Gleichstellungspolitik und trägt gemeinsam mit Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik dazu bei, die Gleichberechtigung der Geschlechter effektiver durchzusetzen und bestehende Nachteile aus dem Weg zu räumen. Ihre Aufgabe ist es, Informationen bereitzustellen, die Praxis zu stärken und die Entwicklung neuer Ideen für Geschlechtergerechtigkeit zu unterstützen. Sie soll darüber hinaus ein „offenes Haus der Gleichstellung“ sein, in dem gleichstellungspolitische Initiativen arbeiten und sich vernetzen können.

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Quelle: ots