Olympisches Erbe: 85 % der Wettkampfstätten sind noch immer in Betrieb

Auch wegen der aktuellen Debatte um Nachhaltigkeit und dem richtigen Umgang mit Energie, Ressourcen und der Umwelt lohnt sich ein Blick auf die ehemaligen Wettkampfstätten von Olympia. Während früher die nacholympische Zukunft der Sportstätten eher Randnotiz war, ist es mit Sicht auf die heutigen Diskussionen interessant zu überprüfen, welche der olympischen Austragungsorte noch erhalten sind und genutzt werden.

Einer Studie zufolge sind noch die allermeisten der Wettkampfstätten der Spiele der Moderne in Betrieb. Offiziell wird von 92 Prozent aller permanenten olympischen Sportstätten der Spiele zwischen Athen 1896 und Pyeongchang 2018 gesprochen, die noch regelmäßig genutzt werden. Die Studie war vom IOC in Auftrag gegeben und wurde am letzten Tag der 139. IOC-Session vorgestellt. Es handelt sich hierbei um die erste offizielle Bestandsaufnahme aller olympischen Wettkampfstätten. Insgesamt wird von 817 permanenten und 106 temporären olympischen Sportstätten gesprochen, die bei 51 Ausgaben in 125 Jahren genutzt wurden.

Die Daten für die Studie wurden von Betreibern und Eigentümern der Sportstätten, den Nationalen Olympischen Komitees und den Städten und Regionen der ehemaligen Olympiaorte zusammengetragen und von KPMG unabhängig zertifiziert. Sie sind also ausgenommen der üblichen Fehlerabweichungen verlässlich und überraschen durchaus. Nach den Diskussionen der letzten Monate und Jahre über ungenutzte Sportstätten erscheint die Zahl der noch immer genutzten Stätten höher als erwartet.

Nachdem es Ende des vergangenen Jahrtausends das Ziel der Olympiaorte war, beeindruckende Stadien und Arenen zu errichten, hat sich der Ansatz heute komplett verändert. Das IOC verlangt inzwischen von den Veranstaltern, bestehende Wettkampfstätten optimal zu nutzen und möglichst wenig Infrastruktur neu zu bauen. Zudem wird empfohlen, auf temporäre Einrichtungen aus nachhaltigen Materialien zu setzen und nur dann etwas permanent zu errichten, wenn ein Bedarf über die Spiele hinaus nachgewiesen ist.

Während für die Olympischen Winterspiele in China 2022 noch viel neu gebaut wurde, haben es sich die kommenden Veranstalter auf die Fahne geschrieben, die Spiele nachhaltig durchzuführen. Schon die Sommerspiele in Tokio 2020, die aufgrund von Corona 2021 stattfanden, kamen mit wenig Bauaufwand aus. Die kommenden Gastgeber Paris, die nach den Coronajahren hoffen, wieder ein rauschendes Fest mit vielen Zuschauern zu veranstalten, haben ihre Bauvorhaben deutlich reduziert. SO auch Mailand Cortina, wo 2026 die Winterspiele stattfinden werden. Olympia 2028 wird sogar komplett ohne neue Bauvorhaben auskommen, da es in der Gastgeberstadt Los Angeles eine hervorragende Sportinfrastruktur gibt.

Die Studie gibt nicht nur Aufschlüsse über den Anteil der noch genutzten Sportstätten. Es ist ihr auch zu entnehmen, wie man eine Wettkampfstätte erbaut, um sie langfristig nutzen zu können. Bauwerke, die für Sportveranstaltungen, aber auch Nicht-Sportveranstaltungen wie Konzerte und Festivals konzipiert sind, haben in der Regel größere Chancen, lange in Betrieb zu bleiben. Sie kommen der Stadt und deren Bürgern zugute und können sich mitunter deutlich weiterentwickeln. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Olympiastadion München, welches heute Veranstaltungs-, aber auch Naherholungsort ist.