National Guardian 2024: Heimatschutzkräfte zeigen in Karlsruhe, was sie können

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Karlsruhe (ots) –

Es ist eines von vielen Materiallagern der Bundeswehr. Irgendwo in dieser Republik. Sie gehören zur verteidigungswichtigen Infrastruktur der deutschen Streitkräfte. Neben Materiallagern zählen auch Seehäfen, Munitionslager, Verladebahnhöfe oder Logistikumschlagpunkte der Bundeswehr und alliierter Partnerstaaten dazu. An diesem Apriltag ist der Eingang der Wache mit rot-weißen Sperren aus Beton und Stacheldraht gesichert. Heimatschutzkräfte der Bundeswehr üben ihren Kernauftrag: Sie beschützen das Materiallager – rund um die Uhr.

Der Himmel ist bedeckt und für April ist es kalt und windig in Baden-Württemberg. Doch die Heimatschützerinnen und Heimatschützer sind in Karlsruhe trotz Nässe und Kälte voll bei der Sache. Die Bedrohungslage hat sich während der Übung „National Guardian 2024“ verschärft. Der Schutz verteidigungswichtiger Infrastruktur wird erhöht, so auch beim Materiallager II am Karlsruher Ortsrand. Die Zufahrt wird von Heimatschutzkräften mit einem Wachposten kontrolliert. Es bleibt nicht friedlich; Routine während der Übung: Fehlanzeige. Eindringversuche, unangekündigte Proteste am Zaun, eingestufte Dokumente, die aus dem Lager geschmuggelt werden sollen und sogar ein Anschlag mit einem Molotow-Cocktail müssen abgewehrt werden. Das sind nicht unbedingt Szenarien, die nur in einem Spannungsfall denkbar sind. Es könnte auch bereits früher der Fall sein – wenn sich die Krise in Osteuropa zuspitzt oder die hybriden Bedrohungen deutlicher und fassbarer werden.

„Während der Übung National Guardian 2024 üben auch die derzeit drei baden-württembergischen Heimatschutzkompanien die Sicherung verteidigungswichtiger Infrastruktur. Nur was im Frieden geübt wird, funktioniert im Ernstfall“, so der Kommandeur des Landeskommandos Baden-Württemberg Oberst Thomas Köhring.

Reserve als wichtiger Teil des Heimatschutzes

Die drei Heimatschutzkompanien sind dem Landeskommando unterstellt. Ab Oktober dieses Jahres wird eine weitere Heimatschutzkompanie in Pfullendorf aufgestellt. Heimatschützerinnen und Heimatschützer gehören zu einem Großteil der Reserve an. Ein Teil des Personals der Heimatschutzkompanien entstammt beispielsweise dem Projekt „Ungediente für die Reserve“, welches mittlerweile über 170 Soldatinnen und Soldaten seit 2018 erfolgreich in Baden-Württemberg durchlaufen haben. An der aktuellen Übung „National Guardian 2024“ in der Verantwortung des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr sind rund 150 Heimatschützerinnen und Heimatschützer beteiligt, die von rund 50 aktiven Soldatinnen und Soldaten ausgebildet werden. Sie trainieren während „National Guardian“ alles, was sie für die Sicherung verteidigungswichtiger Infrastruktur brauchen. Sie kontrollieren Ausweispapiere, durchsuchen Fahrzeuge und sorgen dafür, dass ihre Schleuse nur passiert, wer ein Recht dazu hat. Routine im Dienstalltag, aber Handlungssicherheit in der Ausnahmesituation – darauf kommt es an.

Das gesamte Gelände muss kontinuierlich bewacht werden. Dabei werden die Streifen in Karlsruhe vor ganz besondere Herausforderungen gestellt: Drohnen, die das Gelände ausspähen, Flugblätter und Propaganda, die über den Zaun flattern. Schnell entscheiden, das ist die Herausforderung; insbesondere, wenn es unübersichtlich wird. „Auch bei viel Stress heißt es, Ruhe bewahren, das Gelernte anwenden und die Lage nach Priorität abarbeiten“, sagt Stabsunteroffizier Michael H. Trägt er keine Uniform arbeitet er im Vertrieb für Sportartikel – während der Übung „National Guardian“ ist der 46-jährige unter anderem eingeteilt als Wachhabender.

Eingebettet in die größte NATO-Übung seit dem Kalten Krieg

Derzeit ist Deutschland eingebunden in die größte NATO-Übung seit Beendigung des Kalten Krieges. Mit „Steadfast Defender 2024“ übt die NATO den Bündnisfall an der Ostflanke und demonstriert ihre Verteidigungsbereitschaft. Rund 90.000 Soldatinnen und Soldaten – davon 12.000 der Bundeswehr – sind beim NATO-Großmanöver „Steadfast Defender 2024“ im Einsatz. Die Bundeswehr beteiligt sich daran unter anderem mit der deutschen Übungsserie „Quadriga 2024“. „National Guardian“ ist dabei Teil von „Quadriga“. Hier üben die Heimatschutzkräfte der Bundeswehr deutschlandweit in Verantwortung des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr die Aufgaben aus dem Bereich nationale territoriale Verteidigung.

Wenn es zu einem Bündnisfall käme, wäre die Bundeswehr gebunden an der Ostflanke. Die Heimatschutzkräfte sind dann für den Schutz und die Sicherung des rückwärtigen Raumes verantwortlich – das ist klassische Landesverteidigung. Es ist der territoriale Beitrag, den Deutschland als Drehscheibe in einem Fall von Landes- und Bündnisverteidigung leisten müsste. Heimatschützerinnen und Heimatschützer der Bundeswehr sichern das Materiallager – vor Eindringversuchen, Sabotage, Drohnenüberflügen. Und diese Unterstützung ist essentiell. Die Übung dient nicht nur Trainingszwecken, sondern die Heimatschutzkräfte unterstützen zugleich deutschlandweit reale Verlegungen deutscher und multinationaler Kräfte. Dabei geht es auch um die Zusammenarbeit mit zivilen Behörden in der Landes- und Bündnisverteidigung.

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Landeskommando Baden-Württemberg
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Quelle: ots