FW Gangelt: 125 Jahre Feuerwehr Gangelt

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Gangelt (ots) –

Am kommenden Wochenende feiert die Feuerwehr in Gangelt mit einem großen Fest ihr 125-jähriges Bestehen. Los geht es am Freitag, den 20.09., mit einem inklusiven Fest, das zusammen mit der Stiftung „Mit gleichen Chancen leben“ aus Gangelt gefeiert wird. Am Samstag folgt ab 19 Uhr ein Grillabend mit Live-Musik der Band „more“. Am Sonntag, den 22.09.2024, startet um 10 Uhr der Tag der offenen Tür mit einem großen Familienfest rund um das Feuerwehr-Gerätehaus an der Raiffeisenstraße in Gangelt.

Als die ganze Stadt Gangelt samt Burg im Jahr 1484, durch die Nachlässigkeit eines Bauern, bis auf den Grund niederbrannte, war an eine organisierte Brandbekämpfung noch nicht zu denken. Nachbarn, sonstige Bürger und auch die Schützen bekämpften das Feuer mit Brandhaken und Wassereimern. Im Gegensatz zu den heutigen Verhältnissen, eine nur schwache Hilfeleistung. Im Laufe der Jahrhunderte wurden immer mehr Maßnahmen zur Brandbekämpfung geschaffen, denn so ein Feuer bedrohte stets die Existenz aller Einwohner des Ortes, bzw. der Stadt. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden dann die ersten Brandspritzen im Jülicher Land angeschafft, die von Nachbarn und Einwohnern im Brandfall geholt und bedient wurden.

Im Regierungsbezirk Aachen wurde mit der Feuerordnung vom 2. September 1833 versucht, die oftmals existenzvernichtende Gefahr eines Brandes in den Griff zu bekommen. Neben strengen Vorschriften zum baulichen Brandschutz und zum vorbeugenden Brandschutz, wurde dort auch mit dem Brandcorps eine Art Vorläufer der heutigen Feuerwehr verankert. Die Brandcorps hatten die Aufgabe die örtlich vorhandenen Feuerlöschspritzen zu bedienen, Menschen zu retten und Eigentum zu schützen. Die Leitung des Brandcorps oblag dem Bürgermeister und die Mannschaft wurde aus den männlichen Einwohnern der jeweiligen Gemeinde für drei Jahre gewählt. Ebenso wurde eine überörtliche Hilfeleistung in dem Gesetz verankert. Im Gegensatz zu heutigen Feuerwehren fehlte es jedoch an Ausbildung und Strukturen, um diese Aufgaben zweckmäßig wahrnehmen zu können.

Dies änderte sich im Februar 1847 als beim Brand des Theaters in Karlsruhe das Pompiercorps aus dem benachbarten Durlach zur Hilfe kam. Diesem gelang es, mit ruhigem, zielgerichtetem und energischem Handeln und mit Hilfe seiner Steiger, das Feuer vor dem herzoglichen Schloss abzuriegeln und zu löschen. Beeindruckt von dem Handeln stellten nach und nach die Städte und Gemeinden ihre Brandbekämpfungsanstalten und Brandcorps zu einer Feuerwehr um.

Die Gründungsjahre 1899 – 1909

So kam es dann am 24. Oktober 1899 in Gangelt zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Gemäß den Statuten der „Freiwilligen Gemeinde-Feuerwehr der Gemeinde Gangelt“, verpflichteten sich die Feuerwehrmänner „bei Feuersbrünsten nach Kräften Hilfe zu leisten und das Eigentum der Mitbürger nach Möglichkeiten zu schützen“. Jeder unbescholtene Mann, der das 18. Lebensjahr erreicht hatte, konnte Mitglied werden. Gegen einen jährlichen Betrag von drei Mark konnte man auch als inaktives Mitglied beitreten.
Die Feuerwehr war eingeteilt in Rettungsmannschaften (Steiger), Spritzen-, Wasser- und Ordnungsmannschaften. Der Vorstand war jährlich zu wählen. Er bestand aus sechs Mitgliedern mit dem Wehrführer Joseph Hennes als Vorsitzenden.
Die Gemeinde Gangelt im Amt Gangelt bestand zu dieser Zeit aus den Ortschaften Gangelt, Gangelterheide, Mindergangelt, Stahe, Staherheide, Niederbusch, Hohenbusch, Langbroich und Kreuzrath und gehörte dem Kreis Geilenkirchen an. Zum Amt Gangelt gehörten neben der Gemeinde Gangelt auch die Gemeinde Schümmerquartier mit den Ortschaften Schümm, Buscherheid, Broichhoven, Vintelen, Kievelberg, Hastenrath und Brüxgen sowie die Gemeinde Birgden mit der Ortschaft Birgden. Die Gemeinde Breberen mit den Ortschaften Breberen und Nachbarheid sowie die Orte Schierwaldenrath und Harzelt gehörten zum Amt Waldfeucht und somit zum Kreis Heinsberg.
Im Jahre 1900 verfügte die Feuerwehr Gangelt bereits über eine große Saug- und Druckspritze und eine kleine Feuerwehrspritze mit den nötigen Saug- und Druckschläuchen. Weiter waren vorhanden: Steigleitern, Hakenleitern, Brandeimer, Laternen, Signalhörner und die persönliche Schutzausrüstung der Feuerwehrmänner nebst Uniformen. Die Geräte waren im Spritzenhaus auf dem Friedhofsplatz, dem heutigen Freihof, untergebracht.
Gleich zu Beginn des 20. Jahrhunderts musste sich die Wehr bei mehreren Großbränden beweisen. Über einen Brand am 4. September 1904 schreibt der Chronist Otten: „Abends gegen 8 Uhr, als die Männer in den Wirtshäusern bei Bier und Karten saßen, brach auf der Heinsberger Straße bei der Witwe Christian Hermanns, durch unvorsichtiges Hantieren mit einer Stalllaterne, Feuer aus. Aber im Augenblick standen die Wirtshäuser leer und die Feuerwehrmänner waren unter ihrem jungen Brandmeister Leo Dahlmanns bei dem schon groß gewordenen Feuer und fassten es mit solcher Kühnheit an, dass es nicht weiterkam, trotz der geschlossenen Häuserreihe.“

Die Jahre 1910 – 1929

Der Anfang des Jahrzehnts wurde vor allem durch eine große Trockenheit und damit durch Waldbrände geprägt.
Bereits 1913 erkannten die Feuerwehren im damaligen Kreis Geilenkirchen, wie wichtig eine Vernetzung der Wehrmänner untereinander ist. Daher wurde am 8. Mai 1913 der Kreisfeuerwehrverband Geilenkirchen gegründet.
Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 wurden viele Wehrleute zum Militärdienst eingezogen, von denen einige die Heimat nicht wiedersahen. In der anschließenden Zeit der Besatzung durch die Franzosen waren organisierte Feuerwehren zunächst verboten, sodass die Feuerwehr in Gangelt 1920 neu aufgebaut werden musste.
Viele junge Männer traten der Feuerwehr bei. Die Führung übernahm am 4. Oktober 1920 Josef Peters. Die beiden Spritzenmannschaften wurden durch die Löschmeister Paul Nordhausen und Hubert Hennes angeführt. Die Fahrer der mit Pferdegespann gezogenen Spritzen waren Franz Rongen und Edmund Dounen. Daneben bestand noch eine Steigergruppe, die Johann Heinrichs kommandierte. Als Gerätehaus diente jetzt das Gebäude der früheren Gasanstalt an der Sittarder Straße, das vom Zeug- und Gerätewart Peter Hagen bestens in Ordnung gehalten wurde. Für die Übungen der Steigergruppe waren auf dem Platz vor dem Gerätehaus und an der Burgruine hölzerne Steigertürme errichtet worden, die zum Großteil vom Kloster Gangelt (heutige ViaNobis) finanziert wurden.

Die Jahre 1930 – 1949

Auf dem Friedhofsplatz brannte am 18. Februar 1932 das Haus Bischof. Das Löschwasser wurde aus dem Klosterbrunnen gepumpt. Der Feuerwehrmann Karl Bongartz erlitt durch einen herabstürzenden Kamin schwere Verletzungen und schwebte wochenlang in Lebensgefahr. Bereits damals waren die ehrenamtlichen Einsatzkräfte gut abgesichert, die Feuerwehr-Unfallkasse übernahm Arztkosten und Verdienstausfall für den verletzten Kameraden.
1936 bekam die Feuerwehr in Gangelt ihr erstes motorisiertes Löschfahrzeug. Es war ein offener Mannschaftswagen, Fabrikat Daimler-Benz, mit Kulissenschaltung. Es handelte sich dabei um ein von der Feuerwehr Geilenkirchen ausrangiertes Fahrzeug.
Die Alarmierung durch das Hornsignal fand 1938 ein Ende, als auf dem Rathaus eine Alarmsirene installiert wurde. Die Kosten für die Sirene brachte man durch Spenden auf. Den größten Betrag stifteten die Provinzial-Feuerversicherung und das Kloster „Maria Hilf“ (heutige ViaNobis) in Gangelt. Die neue Sirene musste die Feuerwehr in den nächsten Monaten zu mehreren Brandeinsätzen rufen.
Die ersten Kriegseinwirkungen erlebten die Feuerwehrmänner, als sie am 21. Oktober 1940 zu einem Flugzeugabsturz nach Kievelberg gerufen wurden. Hierbei kam auf tragische Weise ein junges Mädchen ums Leben.
Die vermehrten Einsätze während dieser Zeit machte eine Vergrößerung der Feuerwehr erforderlich. Zu den bestehenden Wehren in Gangelt und Breberen kam es deshalb im Oktober und November 1940 zur Gründung der Löschgruppen Kreuzrath, Langbroich, Schierwaldenrath und Stahe. Alle Löschgruppen wurden zur Amtsfeuerwehr Gangelt zusammengeschlossen. Zum ersten Amtsbrandmeister ernannte man den Gangelter Oberbrandmeister Paul Nordhausen. Der Kreis Geilenkirchen übertrug ihm im gleichen Jahr auch das Amt des Unterkreisführers. Seine Nachfolge in der Gangelter Löschgruppe trat Heinrich Bomanns an.
Die Gangelter Löschgruppe erhielt im Juli 1942 eine neue Motorspritze mit größerer Leistung, pro Minute 800 Liter. Die bis dahin benutzte kleinere Motorspritze ging an die Löschgruppe Breberen.
Im August 1943 lieferte die Firma Daimler-Benz ein neues Löschfahrzeug. Die Freude an dem Fahrzeug währte jedoch nicht lange, denn die englischen Streitkräfte beschlagnahmten es ein Jahr später für militärische Zwecke.
1948 verfügte die Amtsfeuerwehr über ein LF8 (Opel Blitz), 1 Krankenwagen und 1 Tragkraftspritzenanhänger, die allesamt in Gangelt stationiert waren. 1949 wurde die Ausrüstung um einen Kommandowagen ergänzt. Da kein Gerätehaus mehr vorhanden war, wurde das Löschfahrzeug, der Spritzenanhänger und einige Ausrüstung in der Gastwirtschaft Wilhelm Holle in Gangelt privat untergestellt. Der Krankenwagen wurde beim Fahrer des Wagens privat untergestellt.

Die Jahre 1950 – 1969

Die 1950er Jahre begannen mit einem großen Eislaufunglück. Auf dem Birgdener Pley brachen 17 Kinder durch eine Eisdecke auf dem Dorfteich ein. 15 Kinder konnten gerettet werden, jedoch kam für 2 Mädchen jede Hilfe zu spät.
1950 diente die Scheune des Bahnhofhotels bis zur Fertigstellung des Gerätehauses an der Sittarder Straße als provisorische Unterkunft. Brandmeister Wilhelm Schneiders übernahm jetzt die Führung der Löschgruppe Gangelt und bekleidete auch das Amt des stellvertretenden Amtsbrandmeisters.
Unter Beteiligung zahlreicher Ehrengäste, der Ortsvereine und der ganzen Bevölkerung, erfolgte die Übergabe eines neuen Tanklöschfahrzeuges an die Feuerwehr in Gangelt am 28. August 1960 vor dem Rathaus. Am 10. September 1960 bestand das neue Fahrzeug bereits seine Generalprobe bei einem großen Brand im Gehöft Laugs in Kreuzrath.
Nachdem der Selfkant 1963 wieder zurück gegliedert wurde, musste dort auch das Feuerwehrwesen neu gegliedert werden. Die Gangelter Feuerwehr unterstützte dabei. Da für das neue Gebiet auch Fahrzeuge angeschafft wurden, erhielt auch die Feuerwehr Gangelt ein neues TSF. Dies wurde damit begründet, dass mit Mindergangelt auch das Amt Gangelt ein Gebiet zurückerhielt.

Die Jahre 1970 – 1989

Als Folge des durch die kommunale Neugliederung gebildeten neuen Kreises Heinsberg, schlossen sich die bisherigen Feuerwehrverbände Erkelenz und Geilenkirchen-Heinsberg am 15. September 1973 zu einem Kreisfeuerwehrverband zusammen. Das Amt des Vorsitzenden übernahm der inzwischen zum neuen Kreisbrandmeister bestellte Paul Savoir aus Übach-Palenberg. Hauptbrandmeister Scheufens wurde auch wieder Mitglied des neuen Kreisverbandsvorstandes.
Zu den spektakulärsten Einsätzen zählte im Jahr 1975 der Ausbruch eines Tigers aus dem Safaripark Tüddern. Nachdem die Feuerwehrkräfte das Tier umzingelt hatten, wurde es aufgrund von schweren Verletzungen durch den Tierpfleger erschossen.
In den 1980er Jahren wurde der Katastrophenschutz deutlich ausgebaut. Hierzu wurde 1984 der Rüstwagen und 1987 ein Löschgruppenfahrzeug für den Katastrophenschutz in Gangelt stationiert.

Die Jahre 1990 – 1999

Bei der Taufe im Jahr 1990 brachte Klein-Florian stolze 25 Patenonkel mit zur Kirche. Als Florian van der Zander, Sohn von Josef van der Zander, geboren wurde, war für die Mitglieder der Löscheinheit Gangelt klar, wenn der Sohn Florian heißt, wird die komplette Löschgruppe Pate. Löscheinheitsführer Willi Babel schritt stellvertretend für alle Feuerwehrmänner zum Taufbecken.
1993 wurde in der Gemeinde Gangelt mit 25 Mitgliedern eine Jugendfeuerwehr gegründet. 1996 absolvierte die Jugendfeuerwehr zum ersten Mal erfolgreich den Leistungsnachweis der Jugendfeuerwehren, die Leistungsspanne.
Das Jubiläumsjahr 1999 war auch gleichzeitig das durchaus spektakulärste Einsatzjahr für die Feuerwehr in Gangelt. Gleich zu Beginn des Jahres ereignete sich eins der größten Flugzeugunglücke in der Gemeinde Gangelt. Nahe des NATO-Flughafen stürzte ein Tankflugzeug vom Typ Boeing 707 ab. Rettungskräfte der NATO, aus den Niederlanden und aus Deutschland eilten zur Unglücksstelle und fanden dort ein Flammenmeer vor. Keiner der vier Besatzungsmitglieder überlebte den Absturz.
Bei einem weiteren großen Einsatz 1999 beteiligte sich die Feuerwehr der Gemeinde an einem Katastropheneinsatz in Aachen. Durch langanhaltende Hitze war dort ein Wassernotstand ausgebrochen. Die Feuerwehr Gangelt half dabei Wasser aus einer Talsperre in eine andere umzupumpen.
Im Vorfeld des Jahrtausendwechsels wurde von vielen Seiten über mögliche Ausfälle von Computern, Kommunikationssystemen und der Stromversorgung spekuliert. Der Grund hierfür war, dass in den gängigen Computersystemen das Jahresdatum nur in zweistelliger Form enthalten war (TT.MM.JJ) und niemand seriös vorhersagen konnte was passiert, wenn das Datum von 99 auf 00 springt. Daher entschied mach sich in der Gemeinde Gangelt, ebenso wie die meisten Kommunen in Deutschland, über die Silvesternacht Bereitschaften in den Feuerwehrhäusern zu stellen. Nachdem nach Mitternacht das öffentliche Leben nicht zusammenbrach, konnten auch die Feuerwehrmänner das neue Jahrtausend feiern.

Die Jahre 2000 bis 2024

Auch dieses Jahrzehnt startet mit einem Großeinsatz. Bei dem Brand in einem Wohnhaus am Freihof in Gangelt, wurden 8 Personen aus ihrem brennenden Haus gerettet. Drei Bewohner wurden dabei schwer und fünf Menschen leicht verletzt.
Ende des Jahres 2000 erhielt die Löscheinheit ein neues Tanklöschfahrzeug, um den steigenden Ansprüchen weiterhin gerecht zu bleiben. 2009 erhielt die Löschgruppe Gangelt einen komplett aus Spendengeldern finanzierten und in Eigenleistung umgebauten Mannschaftstransportwagen.
Im Mai 2010 wurde in Gangelt das neue Feuerwehr-Gerätehaus an der Raiffeisenstraße eingeweiht. Das alte Feuerwehrhaus an der Sittarder Straße war trotz mehreren Umbauten nach 80 Jahren zu klein geworden.
Seit 2011 verfügt die Feuerwehr Gangelt zudem über eine Drehleiter, welche nach einem technischen Defekt im Jahre 2015 durch die heutige ersetzt wurde. Durch die neue Drehleiter der Gemeinde sind seit dem Jahr 2011 auch vermehrt Einsätze bei größeren Bränden in der Gemeinde Selfkant und zur Unterstützung des Rettungsdienstes zu absolvieren.

Heute besteht die Löscheinheit Gangelt aus rund 65 Mitgliedern, unter der Leitung von Tim Breickmann. Übungen finden regelmäßig donnerstags um 19:30 Uhr am Feuerwehrgerätehaus Gangelt an der Raiffeisenstraße statt.

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