Hays Erhebung: Expertise kennt kein Alter / Zu alt, zu teuer – und nicht teamfähig: Altersbilder zwischen Vorurteil und Realität

Mannheim (ots) –

– Unternehmen schätzen Erfahrung und Know-how von Seniorfachkräften
– Sichtweisen auf Seniorfachkräfte gehen auseinander
– Ältere Fachkräfte sind in allen Unternehmensbereichen beschäftigt

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels stehen viele Unternehmen vor einer wachsenden Herausforderung: Ausgeschriebene Stellen bleiben unbesetzt, weil schlicht das Personal fehlt. Der demografische Wandel verschärft diese Entwicklung dramatisch. Wenn die geburtenstarken Babyboomer bis 2035 in den Ruhestand gehen, könnten bis zu sieben Millionen Arbeitskräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen – eine Lücke, die durch Zuwanderung oder Ausbildung allein kaum zu schließen sein wird.

Eine naheliegende, aber bislang weitgehend unterschätzte Lösung liegt im verstärkten Einsatz älterer Fachkräfte. Viele von ihnen bringen nicht nur langjährige Erfahrung mit, sondern sind sofort verfügbar und benötigen kaum Einarbeitung – und sind damit prädestiniert, als Troubleshooter drängende Herausforderungen in der IT, im Kundendienst oder der Wartung komplexer Anlagen zu lösen. Diese Kompetenzen und Potenziale bleiben aber oft ungenutzt. Stattdessen sehen sich ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hartnäckigen Vorurteilen ausgesetzt: Sie gelten als weniger belastbar, nicht mehr lernfähig oder gar als Innovationsbremse.

Was ist dran an diesem Bild? Welche Erwartungen werden an Seniorfachkräfte wirklich gestellt? Wo gibt es noch Vorurteile? Der Personaldienstleister Hays hat im Februar 2025 in zwei Umfragen untersucht, wie Unternehmen Seniorfachkräfte tatsächlich wahrnehmen – und mit welchen Vorurteilen diese konfrontiert sind.

Unternehmen schätzen Know-how und Zuverlässigkeit, aber auch Krisenerfahrung und Persönlichkeit

Die aktuelle Befragung von über 500 Führungskräften zeigt ein klares Bild: Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden in Unternehmen durchaus geschätzt – und zwar für Qualitäten, die in der heutigen Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung gewinnen. An erster Stelle steht dabei die langjährige Berufserfahrung (53 %), dicht gefolgt vom hohen fachlichen Know-how (41 %) und einer ausgeprägten Zuverlässigkeit (36 %). Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zählt auch ein oft unterschätzter Faktor: die Krisenerfahrung.

Fast ein Viertel der Befragten (23 %) betont die besondere Resilienz älterer Fachkräfte im Umgang mit herausfordernden Situationen. Die Liste dieser Vorteile ist lang – und die Zahl der Skeptiker gering: Nur 2 Prozent der Entscheidenden sehen überhaupt keinen Nutzen im Einsatz von Mitarbeitenden über 60 Jahren. Entsprechend hoch fällt der Stellenwert aus, den Unternehmen dieser Altersgruppe beimessen: 46 Prozent der Befragten bewerten ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg als sehr hoch oder hoch. 90 Prozent der befragten Fachkräfte sind der Ansicht, dass Unternehmen künftig verstärkt auf ältere Fachkräfte setzen werden. Dabei geht der Trend in vielen Organisationen inzwischen über das reine Altersdenken hinaus. Für 44 Prozent der Befragten spielt das Geburtsjahr keine Rolle – entscheidend seien Kompetenz, Qualifikation und Persönlichkeit. Eine Haltung, die nicht nur altersunabhängiges Recruiting stärkt, sondern auch neue Perspektiven auf das Thema „Diversity“ eröffnet.

Warum Seniorfachkräfte weiterarbeiten: mehr als nur Geld

In einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage unter 16- bis 79-Jährigen hat Hays untersucht, welche Vorteile, aber auch welche Vorbehalte mit älteren Erwerbstätigen verbunden werden. Nach ihrer Arbeitsmotivation gefragt, stehen für Beschäftigte zwischen 50 und 79 Jahren finanzielle Gründe (69 %) an erster Stelle. Sinnhaftigkeit (47 %) und soziale Interaktion (36 %) sind weitere Hauptfaktoren für eine Berufstätigkeit im Alter. Aber auch gesundheitliche Vorteile oder die Verbundenheit mit ihrem bisherigen Unternehmen sind für rund jeden fünften älteren Befragten Aspekte, die für eine Berufstätigkeit nach dem Renteneintritt sprechen. Nur 16 Prozent der befragten 50- bis 79-Jährigen lehnen generell eine weitere Tätigkeit nach dem Renteneintritt ab.

Erfahrung trifft Erwartung: Wo Sichtweisen auf Seniorfachkräfte auseinandergehen

Trotz der vielen Vorteile, die mit dem Einsatz von Seniorfachkräften verbunden sind, nehmen Unternehmen auch gewisse Herausforderungen wahr. Die häufigste Kritik betrifft mangelnde IT-Kenntnisse – 27 Prozent der befragten Führungskräfte sehen hier Nachholbedarf. Dabei handelt es sich um ein Defizit, das mit gezielten Weiterbildungen relativ leicht zu beheben wäre. Weitere genannte Herausforderungen sind Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen beziehungsweise ein traditionelles Rollenverständnis (25 %).

Gleichzeitig sehen 24 Prozent der Unternehmen keine Nachteile im Einsatz älterer Beschäftigter. Diese Einschätzung wird von den Betroffenen selbst noch deutlicher geteilt: 37 Prozent der über 60-Jährigen sehen keinerlei Einschränkungen in ihrer Leistungsfähigkeit oder Integration.

„Um dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen und die Rekrutierungsstrategien widerstandsfähiger zu machen, sollten Unternehmen an entscheidenden Stellen ihre Altersbilder kritisch hinterfragen“, fasst Tatiana Kitschke, Projektmanagerin bei Hays, zusammen.

Unternehmen unterstellen Mangel an digitalen Kompetenzen und geringe Veränderungsbereitschaft

Eine Gegenüberstellung zeigt interessante Wahrnehmungsunterschiede: Während 27 Prozent der Arbeitgeber einen Mangel an digitalen Kompetenzen befürchten, teilen nur 20 Prozent der älteren Beschäftigten diese Sorge. Auch beim Thema Veränderungsbereitschaft zeigt sich eine Diskrepanz – nur 9 Prozent der älteren Erwerbstätigen sehen sich hier kritisch, gegenüber 19 Prozent der Arbeitgeber. Die Unterschiede verdeutlichen: Viele Vorbehalte gegenüber Seniorfachkräften beruhen eher auf Annahmen als auf tatsächlichen Erfahrungen.

„Dass Bewerbende über 50 Jahre im Schnitt 100 Tage länger beschäftigungslos sind als Jüngere[1], sagt viel aus. Gerade im Hinblick auf die demographische Entwicklung ist es wichtig, weitsichtig zu planen und heterogene Teams aufzubauen, in denen Krisenerfahrung ebenso wichtig ist wie digitale Kompetenzen“, so Alexander Heise, Hays CEO Deutschland und CEMEA.

Mehr Informationen zu diesem Thema

Wie Erwerbstätige auf den Einsatz von Seniorfachkräften am Arbeitsmarkt schauen, erfahren Sie in unserem White Paper (https://www.hays.de/lp/expertise-kennt-kein-alter-unternehmenssicht?utm_campaign=expert_plus&utm_source=linkedin&utm_medium=social_organic&utm_term=publication_b2b&utm_content=corporate) „Expertise kennt kein Alter: Was bringen Seniorfachkräfte mit und was hält sie im Job?“.

[1] https://ots.de/VLjybB

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