++Bargeldabschaffung: Was kommt da auf uns zu?

Das Thema Bargeldabschaffung geistert schon seit Jahren durch die Medien und die Ausnahmesituation der letzten Monate hat diese Thematik nochmal befeuert. Immer mehr Geschäfte bieten ihren Kunden an, bargeldlos zu bezahlen und selbst der Bäcker um die Ecke hat neuerdings ein Kartenlesegerät. Die Frage, wie lange es noch Münzen und Scheine geben wird, drängt sich dabei automatisch immer stärker auf. 

Immer mehr bargeldloses Bezahlen in Deutschland aufgrund der Pandemie

Während der vergangenen Monate hat die Präferenz für Bargeld in Deutschland so stark abgenommen, wie sie es sonst nur innerhalb einer Generation geschieht, was für die rasante Beschleunigung der Entwicklung spricht. Dennoch lieben immer noch viele Deutsche ihr Bargeld. 60 Prozent aller Transaktionen in Deutschland wurden im Jahr 2021 mit Bargeld abgewickelt. Im Jahr 2018 waren es allerdings noch 74 Prozent.  

Von Seiten der EU-Kommission steht eine Obergrenze für Bargeldzahlungen im Raum, die bei 10.000 Euro liegen soll. In anderen EU-Ländern sind diese Obergrenzen bereits Standard:

  • Frankreich: 1.000 Euro
  • Italien: 999 Euro
  • Griechenland: 500 Euro

Wird Schweden die erste bargeldlose Gesellschaft?

Schon jetzt gibt es Länder, die nahezu ohne Bargeld auskommen. Einer der Vorreiter in Europa ist Schweden, das schon jetzt fast komplett bargeldlos funktioniert und voraussichtlich im Jahr 2023 die erste bargeldlose Gesellschaft ist. Bereits jetzt werden dort sowohl die Kollekte in der Kirche, die Kaugummis am Kiosk sowie die Parkuhren nur noch bargeldlos bezahlt.

Bargeldlose Branchen gibt es auch schon in Deutschland

In Deutschland gibt es ebenfalls schon viele Bereiche, die ohne Bargeld auskommen wie zum Beispiel der gesamten Online-Sektor. Darunter sind nicht nur Online-Händler oder Buchungsportale, sondern auch Online Echtgeld Casinos, bei denen finanzielle Geschäfte besonders entscheidend sind. Jegliche Transaktion läuft in diesen Bereichen inzwischen digital ab.  

Es gibt mittlerweile auch immer mehr stationäre Geschäfte in Deutschland, die ausschließlich Kartenzahlung anbieten. Allerdings sind es verglichen mit Schweden noch wenige Anbieter und das Bargeld wird  immer noch an den meisten Stellen akzeptiert. Es haben jedoch einige Geschäfte ihre eigenen Bargeld-Obergrenzen eingeführt, so nehmen viele Supermärkte beispielsweise keine Scheine größer als 200 Euro an. 

Welche Vorteile könnte die Abschaffung von Bargeld bieten?

Verschiedene Vorteile werden immer wieder im Zusammenhang mit der Bargeldabschaffung genannt. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Weniger Schwarzarbeit, da jede Transaktion über Bankkonten oder Bezahldienstleister läuft und verbucht wird. 
  • Weniger Kosten für den Druck, den Transport und die Lagerung von Bargeld.
  • Weniger Kriminalität, da viele Schattengeschäfte mit Bargeld erledigt werden. 

Dabei gibt es jedoch auch ein Gegenargument gegen jeden dieser Vorteile. Wer schwarzarbeiten möchte oder illegale Geschäfte durchführen möchte, findet auch andere Wege, zum Beispiel über Kryptowährungen. Auch dass das Bargeld so viel an Logistik-Gebühren kostet, ist etwas irreführend, schließlich ist die Digitalisierung des Bezahlens mit allen Lesegeräten etc. ebenfalls kostenintensiv.

Sind bargeldlose Zahlungen unsicher?

Datenschützer haben die Sorge, dass mit der Abschaffung von Bargeld die Menschen gläsern werden, schließlich bleibt keine Transaktion mehr verborgen. Außerdem bieten digitale Bezahlsysteme immer wieder Einfallstore für Hacker. Datenlecks sind schon bei einigen Bezahldienstleistern und Online-Banking-Systemen von Finanzinstituten aufgetreten und Hacker hatten Zugang zu sensiblen Daten sowie dem Geld der Kunden. 

Wie könnte eine Bargeldabschaffung ablaufen?

Eine Bargeldabschaffung würde voraussichtlich in mehreren Schritten ablaufen. Zunächst werden große Banknoten abgeschafft, wie es im Jahr 2019 bereits mit dem 500 Euro-Schein passiert ist, der seitdem nicht mehr produziert und ausgegeben wird. Anschließend würden Bargeld-Obergrenzen eingeführt, was ebenfalls bereits in vielen EU-Ländern geschieht und auch für Deutschland im Gespräch ist, allerdings auf einem viel höheren Level (10.000 Euro als Grenze für Deutschland im Vergleich zu 1.000 Euro als Grenze in Frankreich).  

Diese beiden Schritte sind in Ansätzen in Deutschland schon durchgeführt worden. Die nächsten Punkte könnten sein:

  1. Schrittweise Aufhebung der Bargeld-Annahmepflicht bei wichtigen Dienstleistungen
  2. Schrittweise Verschärfung von Abhebungsbeschränkungen bei Konten. 
  3. Zusätzliche Einführung von Steuern und Gebühren bei der Nutzung von Bargeld.

Wurden schon weitere Schritte zur Bargeld-Abschaffung eingeleitet?

Abhebungsbeschränkungen haben einige Banken bereits eingeführt und erlauben ihren Kunden nur noch eine festgelegte Anzahl von Abhebungen im Monat, da sie Kosten sparen müssen. Da aber auch in Supermärkten und Tankstellen zusammen mit dem Einkauf Geld abgehoben werden kann, gibt es für Kunden Wege die Beschränkungen zu umgehen. 

Von einer Aufhebung der Bargeld-Annahmepflicht ist Deutschland weit entfernt. Auch Gebühren bei der Nutzung von Bargeld gibt es so gut wie kaum, eher ist es andersherum: Einige Unternehmen und Dienstleister geben bei Barzahlung großer Summen sogar nach wie vor Skonto, also einen kleinen Preisnachlass. Und in vielen Geschäften ist es immer noch Alltag, dass Kartenzahlungen überhaupt erst ab 5 oder 10 Euro akzeptiert werden. In seltenen Fällen muss für die Bezahlung mit Kreditkarte sogar eine Gebühr bezahlt werden, da die Geschäfte die Kosten dafür an die Kunden weiterreichen.

Solange Deutschland dementsprechend aufgestellt ist, ist das Land von der Bargeldabschaffung weit entfernt. Auch der Umstand, dass immer noch 60 Prozent der Transaktionen in Deutschland in bar durchgeführt werden, spricht für das Festhalten an Münzen und Scheinen. 

Dennoch wird sich im Bereich des digitalen Bezahlens in den nächsten Jahren noch einiges tun und der Bargeld-Trend wird rückläufig sein. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Debatte in den nächsten Jahren bei diesem Thema entwickeln wird. Fakt ist, dass das Bezahlen mit Karte oder mit dem Smartphone immer präsenter wird und insbesondere die junge Generation wird es irgendwann nicht mehr anders kennen als auf diese Weise.