Menschen für Menschen positioniert sich zum Europäischen Lieferkettengesetz: „Brüssel muss endlich die Menschen anhören, die das Gesetz tatsächlich betrifft!“

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München (ots) –

Seit 1. Januar gilt in Deutschland für Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden das Sorgfaltspflichtengesetz. Das europäische Lieferkettengesetz soll als europaweite Richtlinie in den folgenden Monaten Form annehmen. Das Ziel: Kinderarbeit, Ausbeutung, Diskriminierung und fehlenden Arbeitsrechten sowie Umweltstandards mit umfassenden Berichtspflichten entlang der Lieferkette begegnen. Eine solche Regelung ist aus Sicht der Stiftung Menschen für Menschen unerlässlich, doch die aktuelle Ausgestaltung könnte Millionen Kleinbauern in ihrer Existenz bedrohen.

Nach Einschätzung von Menschen für Menschen liegt in der Ausgestaltung der europäischen Richtlinie ein erheblicher struktureller Webfehler vor. Aus Sicht der Stiftung wurden und werden kleinbäuerliche Strukturen nicht berücksichtigt und die vom Lieferkettengesetz direkt Betroffenen zu spät und nicht ausreichend in die Verhandlungen über dessen Ausgestaltung einbezogen. „Anstatt die schwächsten Glieder der Lieferkette zu schützen, könnte das Gesetz dazu führen, dass Millionen von Kleinbauern vom europäischen Markt ausgeschlossen werden“, befürchtet Menschen für Menschen-Vorstand Dr. Sebastian Brandis und äußerte diese Sorge unlängst auch im Bayerischen Rundfunk (https://www.ardmediathek.de/video/br24/fdp-minister-gegen-eu-lieferkettengesetz/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzRhN2FlZWJhLTg4MGQtNGIxMy1iMGUwLWMwNjkxN2ZhZThkMg).

„Es steht außer Frage, dass ein Lieferkettengesetz sinnvoll und überfällig ist, um die Welt mit ihren verästelten Lieferketten fairer und nachhaltiger zu machen. Doch die eurozentristische Perspektive greift hier einfach zu kurz. Die Ausgestaltung des Gesetzes muss so erfolgen, dass die Interessen von direkt Betroffenen, zum Beispiel Kleinbauern mit ihren Familien, berücksichtigt und diese am Ende tatsächlich bessergestellt werden“, bezieht Dr. Brandis Stellung.

Dies gilt seiner Einschätzung nach vor allem für Wertschöpfungsketten, die in Drittländern keine etablierten Strukturen haben. Das ist gerade in Lebensmittelbereichen häufig der Fall, etwa beim Kaffee in Äthiopien, wo die einzelne Kaffeebohne oft zahlreiche Stationen hinter sich hat – vom Kleinbauern über den lokalen Markt bis hin zum internationalen Exporteur. In solchen fragmentierten Lieferketten ist die geforderte Nachverfolgbarkeit heute oft noch nicht möglich.

Dr. Brandis fordert: „Die politisch Verantwortlichen müssen endlich auch den betroffenen Ländern und Kleinbauern eine Stimme am Verhandlungstisch geben, um die Komplexität, Möglichkeiten und Interessen der Ursprungsländer zu berücksichtigen. Zudem sind gezielte Unterstützungsprogramme notwendig, um sicherzustellen, dass die in den Ursprungsländern geforderte Infrastruktur in überschaubarer Zeit aufgebaut werden kann. Nur so kann eine Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette für alle Marktteilnehmer praktikabel und fair realisiert werden.“

Über Menschen für Menschen

Die Stiftung Menschen für Menschen leistet seit über 40 Jahren nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit in Äthiopien. In aktuell fünfzehn Projektregionen setzen rund 600 festangestellte äthiopische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit der Bevölkerung die integrierten ländlichen Entwicklungsprojekte um. Mit rund 350 Maßnahmen in den Bereichen Landwirtschaft, Wasserversorgung, Bildung, Gesundheit und Einkommen unterstützt die Organisation die Menschen dabei, ihre Lebensumstände aus eigener Kraft zu verbessern. Den Grundstein für die Stiftung legte 1981 der Schauspieler Karlheinz Böhm (gest. 2014) in der Sendung „Wetten, dass..?“. Menschen für Menschen trägt durchgehend seit 1993 das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).

Pressekontakt:
Andrea Hegener
Tel.: +49 (0) 89 38 39 79-97
E-Mail: [email protected]
Stiftung Menschen für Menschen
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Quelle: ots